Die geistigen Fähigkeiten des Menschen geben jedem und jeder die Möglichkeit ein Ideal für ein Objekt, eine Person, eine Naturerscheinung usw. zu denken. Diese womöglich abgehobene oder vielleicht auch übergriffig erscheinende Aktivität kann vielmehr als eine sehr würdevolle Aktivität des Menschen betrachtet werden. Es scheint bei näherem Hinsehen ganz im Sinne der Entwicklung und der schöpferischen Fähigkeiten des Menschen, wenn man für jemanden oder etwas eine schönere, höhere, idealere Form denkt. (1)
Man reist also mit der Idee ein Ideal für das Land und seine Bevölkerung zu denken. Wie kann das praktisch aussehen? Dies möchte ich am Beispiel einer kürzlich durchgeführten Reise nach Malta beschreiben.
Der maltesische Archipel befindet sich 96 km südlich von Sizilien und 295 km nördlich der afrikanischen Küste. Der erst seit 1964 souveräne Staat Malta ist vergleichsweise jung.
(Quelle: openstreetmap.org)
Zunächst braucht es eine gute Wahrnehmung und Beobachtung der aktuellen Situation.
Betrachtet man die Menschen, so fällt auf, dass sich viele junge Menschen aus unterschiedlichsten Ländern auf der Insel aufhalten. Die Insel ist schon seit einiger Zeit ein bekanntes und beliebtes Ziel für Sprachreisen für Jugendliche und junge Erwachsene. Hinzu kommt, dass die Angestellten aus unterschiedlichsten Ländern kommen. Wir lernen beispielsweise einen Georgier und mehrere Lateinamerikanerinnen kennen. Die Einheimischen sprechen im Regelfalle neben den Amtssprachen maltesisch und englisch sehr gut italienisch und oft sogar weitere Sprachen.
Vielleicht mag es an der Geschichte und der vergangenen Kolonialisierung liegen oder auch an der Lage oder der aktuellen Internationalität, dass wir bei unseren Beobachtungen den Eindruck bekommen, es fehlt an einem deutlichen kulturellen Kern.
Aus den oben beschriebenen Beobachtungen heraus und mit der Frage, welche Kapazität ein Land im besten Sinne und ganz unabhängig von anderen haben kann, kann eine idealere Form gedacht werden.
Heinz Grill formulierte nach einiger Zeit der Beobachtung und Auseinandersetzung dieses Ideal sinngemäß so: „Dass auf der Insel jede und jeder dem nach Fortschritten in der Fremdsprache suchenden Gast direkt in der Sprache antwortet, die er lernen möchte und die Sprache beim Gast fördert.“
Das Sprachenlernen findet somit nicht nur in den Sprachschulen sondern bereits beim Taxifahrer und auch bei der Kellnerin oder der Rezeptionistin statt. Neben Englisch können auch andere Sprachen wie Spanisch oder Italienisch integriert werden. Malta kann idealerweise ein Land werden, dass das Lernen von Fremdsprachen bei jeder und jedem Einzelnen fördert.
Im weiteren Verlauf haben wir diese Idee aufgegriffen, weitergedacht und teilweise die Menschen auf ihre Sprachfähigkeiten aufmerksam gemacht. Man konnte freudig erstaunte Reaktionen erleben, denn die Menschen schienen sich dieser Kapazität gar nicht bewusst. Vielleicht lässt sich hier schon eine erste Wirksamkeit der gedanklichen schöpferischen Aktivität erahnen.
„Der Überzeugung, dass der Gedanke, obwohl in der Theorie begonnen, eine praktische und wirksame Substanz abgeben wird, sollte dem Menschen mit der Zeit so zu eigen werden, wie dem Maurermeister klar ist, dass sein angerührter Zement einmal fest werden wird.“ Heinz Grill (2)
Beim Reisen suchen wir bewusst die Begegnung. Als Yogapraktizierende bietet sich der Besuch einer Yogastunde vor Ort an. Yogalehrer Matthew gibt sorgfältige Anleitungen.
Beim gemeinsamen Training im Tischtennisverein entsteht ein freudiger Austausch. Der Trainer (rechts) und auch ein Spieler kommen aus Serbien. Die Kommunikation auf Englisch klappt ohne Probleme.
Beim Reisen suchen wir bewusst die Begegnung. Als Yogapraktizierende bietet sich der Besuch einer Yogastunde vor Ort an. Yogalehrer Matthew (links) gibt sorgfältige Anleitungen.
Beim gemeinsamen Training im Tischtennisverein entsteht ein freudiger Austausch. Der Trainer Stephan (ganz rechts) und auch ein Spieler kommen aus Serbien. Die Kommunikation auf Englisch klappt ohne Probleme.
(1) siehe dazu auch Heinz Grill „Übungen für die Seele“ – Neunte Seelenübung
(2) aus dem Buch „Übungen für die Seele“ S. 141

